Der Niedergang Abtsdorfs nach dem Zweiten Weltkrieg. Aussiedlung und Neuanfang in der Bundesrepublik Deutschland

Der Niedergang dieser einst blühenden Gemeinde setzte mit der Machtergreifung der Kommunisten im August 1944 ein. 
Am 14. Januar 1945 wurden alle arbeitsfähigen Abtsdorfer Frauen und Männer, insgesamt 94 Personen, für 5 Jahre zur Zwangsarbeit in die damalige Sowjetunion verschleppt. Acht Abtsdorfer starben in den Arbeitslagern des stalinistischen GULAG, viele trugen schwere gesundheitliche Schäden davon. Die meisten waren bis zu ihrem Tod körperlich und seelisch gezeichnet.

Durch die rumänische Agrarreform vom 23. März 1945 verloren die Abtsdorfer Sachsen ihren gesamten Grundbesitz. In ihre Häuser wurden Rumänen und Zigeuner eingewiesen, die politischen Rechte wurden ihnen aberkannt.
Auch in der Folgezeit war man als Deutscher zahlreichen Schikanen und Benachteiligungen ausgesetzt und dadurch zum Fremden in der eigenen Heimat geworden.

Im Jahre 1943 hatten sich auch 58 junge Abtsdorfer Männer freiwillig in die Deutsche Wehrmacht und die Waffen-SS eingereiht. 21 davon fanden auf den zahllosen europäischen Schlachtfeldern den Tod, 22 davon verblieben in Deutschland, weil ihnen die kommunistische Regierung die rumänische Staatsbürgerschaft entzogen hatte. Dadurch wurden zahlreiche Familien für Jahrzehnte auseinander gerissen.

Erst Ende der 70er Jahre setzte die „Familienzusammenführung“ und die Aussiedlung nach Deutschland verstärkt ein. Sie erreichte ihren Höhepunkt nach dem Sturze des rumänischen Diktators Nicolae Ceausescu Ende 1989, als im Laufe eines einzigen Jahres 108 Abtsdorfer Sachsen ihre Heimat verlassen konnten.
Der Neuanfang in Deutschland war nicht leicht, zumal die meisten Aussiedler nur mit Handgepäck und zudem auch noch hoch verschuldet in Deutschland eintrafen. Sie hatten sich durch hohe Schmiergeldzahlungen (im Schnitt 5000 DM pro Person) vom rumänischen Staat freikaufen müssen. Das Geld war ihnen von bereits hier in Deutschland lebenden Verwandten und Bekannten vorgestreckt worden.

Heute lebt der weitaus größte Teil der gebürtigen Abtsdorfer und deren Nachkommen (über 300 Familien) in der Bundesrepublik Deutschland. Der Zusammenhalt der über das gesamte Bundesgebiet und darüber hinaus (z. B. in Holland, Österreich und USA) verstreut siedelnden Landsleute wird im Rahmen der 1984 gegründeten „Abtsdorfer Nachbarschaft“, durch deren Nachrichtenblatt „Abtsdorfer Heimatecho“ sowie die im 2-Jahres-Rhythmus stattfindenden Heimattreffen gewährleistet. Im Heimatort selbst leben derzeit nur noch 4 Deutsche. (1941 waren es 521). Es handelt sich durchweg um ältere und auch kranke Menschen, die einfach nicht mehr den Mut und die Kraft für einen Neuanfang hier in der Bundesrepublik Deutschland besitzen.

Nach der Auswanderung der sächsischen Bewohner sind in ihre Häuser Rumänen und Zigeuner eingezogen. Da sich ein Großteil davon im Staatsbesitz befindet, haben die Mieter kein Interesse daran, diese zu unterhalten und lassen sie verkommen. Ganze Ortsteile und Häuserzeilen, wie beispielsweise die “Hougele“, wurden inzwischen abgerissen, ebenso viele Höfe im Zigeunerviertel, deren Bewohner in sächsische Höfe eingezogen waren.

Heute bietet Abtsdorf dem Besucher ein trostloses Bild. Die meisten Häuser stehen leer, viele davon sind eingestürzt oder mutwillig stark beschädigt. Dazu gehören auch ehemalige Gemeinschaftsbauten wie Rathaus, Schule, Predigerhof, Lehrer- und Burghüterwohnung, die zu Ruinen verkommen sind. Auch Kirche und Pfarrhaus befinden sich in einem desolaten Zustand. Dornen und Disteln wachsen dort, wo früher ein blühender Hof gestanden hatte.Der fortschreitende Verfall der ehemals sächsischen Höfe und Gemeinschaftsbauten ist nicht mehr aufzuhalten. Damit geht eine der hervorragendsten Leistungen der Abtsdorfer Sachsen – das bauliche Erbe – unwiederbringlich verloren.