Die Werktagstracht

Die Werktagstracht wurde in Abtsdorf in ihrer echten, altüberkommenen Form, so wie sie nachstehend dargestellt wird, bis nach dem Zweiten Weltkrieg getragen. Einige der hier aufgeführten Kleidungsstücke, wie beispielsweise die blaue Arbeitsschürze der Männer, hatten sich sogar bis zur Auswanderung erhalten.


Wichtig ist zu vermerken, dass die Arbeitstracht weitgehend aus selbst gesponnenen Garnen und hausgewebten Stoffen verfertigt wurde.

Bei den Frauen gehörte zur Alltagstracht das weitärmelige, an Hals und Ärmelabschlüssen gereihte und aus grobem Leinen genähte Arbeitshemd, an das ein grobes, hanfenes Unterteil angearbeitet wurde; ferner der weite, gereihte Kittel mit dazugehörigem Leibchen, die ebenfalls weite Schürze, die fast so lang wie der Rock war, sowie der breitrandige, mit einem Bändchen verzierte Strohhut oder das Kopftuch.


Dazu trug man hoch geschnürte, bis zu den Waden reichende und aus Rindsleder gefertigte Schuhe. Im Winter schützte vor Kälte ein warmes, dunkles und mit Fransen versehenes Wolltuch (“Grius Deach”), das beim Gang ins Dorf oder in die Spinnstube über die Schulter gelegt wurde.
Bemerkenswert ist, dass die älteren Frauen sommers wie winters keine Unterhose trugen. Auch der selbst gewebte Zwerchsack (“Eißsoack”) fand bei Einkäufen in der Stadt vereinzelt bis nach 1945 Verwendung.

Die Männer trugen im Sommer meist eine weite, dunkle Arbeitshose aus grobem, selbst gewebtem Leinen, die mit einer Schnur festgebunden wurde, so auch die handgewebte leinene Unterhose. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden jedoch auch Arbeitshosen aus Baumwolle oder Wollstoff gefertigt.
Das grobe, selbst verfertigte Arbeitshemd oder aus Leinwand genähte Hemd hielt ein breiter, bunt verzierter Ledergürtel, in der Mundart “Scherpar” genannt, zusammen. Er war mit mehreren Fächern versehen, in denen neben Tabak, Zünder und Feuerstein auch das Taschenmesser und Kleingeld aufbewahrt wurden. Der breite Ledergürtel erfüllte auch eine andere Funktion. Er diente bei schwerer Feldarbeit als Kreuzstütze. Allerdings wurde er meistens von älteren Männern getragen. Als Kopfbekleidung diente ein Filz- oder Strohhut.

Im Winter trugen Männer, Burschen und Knaben hausgewebte und gewalkte Wollstoffkleidung (“Poanera”): eine meist graue Stiefelhose, eine fast bis zum Hals geknöpfte Wollweste (“Leibel”) und einen wollenen Rock (“Rekel”). Der schaflederne Brustlatz, die Lammfellmütze, die groben, hochschaftigen Stiefel, die blaue Arbeitsschürze und der graue, aus Wollstoff gefertigte Überrock vervollständigten die Männertracht. Der Überrock wurde gewöhnlich nur angelegt, wenn man auf den Jahrmarkt fuhr.

Erwähnenswert ist, dass früher der Bauer keine Strümpfe trug. Seine Füße wurden mit dem sogenannten “Fußtuch” (“Foßtich”), einem warmen, weichen Lappen umwickelt, bevor er sie in die Stiefel steckte. 
Nicht unerwähnt sollten im Anschluss an die Tracht auch andere Bestandteile der Volkskunst bleiben, da sie mit dieser ein einheitliches Ganzes darstellen. Dazu gehören gestickte Tisch- und Bettdecken, gestickte Wandbehänge, reich gezierte Kissenbezüge auf den hohen “Himmelsbetten” mit den schönen Strohsackstulpen in der vorderen Stube, ferner bunt bemalte Bauernmöbel und nicht zuletzt reich behangene Tellerrahmen mit farbenfrohen Tontellern und Tonkrügen. Sie alle sind Ausdruck von Fleiß, Geschicklichkeit, Lebensfreude und Schönheitssinn unserer Vorfahren.