Die Männertracht
Die Männertracht war viel einfacher als die Frauentracht und wies kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Altersstufen auf. Die Burschen- und Männer trugen sommers wie winters, an Sonn- wie an Feiertagen, eine schwarze Stiefelhose aus Gewand, hohe Schaftstiefel und ein weißes Leinenhemd.
Dazu zogen sie zum Kirchgang im Sommer den sogenannten “Dolman” an. Es handelte sich hier um einen kurzen Männerrock, der aus der ungarischen Adelstracht übernommen worden war. Der Dolman war früher auch in Abtsdorf von dunkelblauer Farbe, in letzter Zeit jedoch nach Agnethler Vorbild aus schwarzem Gewand genäht. Er war auf der Brust schwarz verschnürt und am Rande der Vorderteile mit einer Reihe eng aneinander liegender länglicher Knöpfe versehen. Auffällig waren auch die roten Ärmelaufschläge von Tuch oder Samt mit Goldverschnürung.
Als Bischof Georg Daniel Teutsch 1880 seine Kirchenvisitation durch die Gemeinden des Mediascher Kirchenbezirkes vornahm, war er angetan von der Schönheit der Abtsdorfer Männertracht. Im Visitationsprotokoll findet sich damit im Zusammenhang der Vermerk:
An der Hattertgrenze erwartete überall das Reiterbanner der Bruderschaft, … Der Wert der alten Volkstracht für die eindrucksvolle äußere Erscheinung zeigte sich da wiederholt; wer die Abtsdorfer Bruderschaft im blauen schmucken Dolman mit dem roten Sammetaufschlag auf der Höhe hinter Magarei neben der Reichesdorfer sah, konnte darüber keinem Zweifel Raum geben.” Und an anderer Stelle heißt es: “Die alte würdige Volkstracht der Mädchen und Frauen ist insbesondere im Mediascher Kapitel durch nichtigen bunten Flitter viel entstellt, und wer am 3. August 1880 die Abtsdorfer und Reichesdorfer Bruderschaften unter den grünen Buchen der steilen ‘Höhe’ nebeneinander sah, konnte keinen Augenblick im Zweifel sein, welcher Anblick der schönere und in welchem Kleid das erzieherische Moment sei.
Im Winter trugen die Männer und Burschen statt des Dolmans den viel längeren Kirchenmantel (“Kirchenpelz”). Er war aus weißem Schaffell gefertigt mit dem Fell nach innen. Auffällig waren seine bunte und reiche Seide- und Wollstickerei sowie die roten Lederapplikationen. Zu erwähnen seien ferner die rotledernen Ärmelaufschläge und der aus schwarzem Lammfell gefertigte Stehkragen. Der reich gezierte Kirchenpelz, der vom Kürschner gefertigt wurde, stellte das prunkvollste und kostbarste Stück der Abtsdorfer Männertracht dar.
Die Kopfbedeckung bildete im Sommer der breitkrempige, runde und schwarze Bauernfilzhut, den ein dunkles Band schmückte. Im Winter hingegen trugen Jung und Alt eine schwarze Lammfellmütze.
Beim Bräutigam kam noch auf die rechte Hut- oder Mützenseite der hohe, aus Kunstblumen gefertigte Bräutigamsstrauß (“Brejemstraiß”) und auf beide Vorderseiten des Dolmans ein einfarbiges und ein buntes Seidenband (“Brejemflietsch”). Mit diesen “Erkennungszeichen” seines Standes ging der Bräutigam bis zur Trauung jeden Sonntag zum Gottesdienst.
Ein ähnlicher – wenn auch etwas kleinerer – Strauß schmückte die linke Hut- oder Mützenseite der Burschen, die zur Hochzeit eingeladen waren. Im Unterschied zum Bräutigam flatterte bei diesen auf beiden Rockseiten je ein farbiges Seidenband.
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch in Abtsdorf das bestickte, weitärmelige Männertrachtenhemd (“det Soachsesch Heamd”) übernommen. Heute stellt es das weitverbreitetste Trachtenhemd der Siebenbürger Sachsen dar. Die schwarzen Stickmuster am unteren Handgelenk, an den Schultern, am Halsausschnitt und am umgelegten Kragen sind echte Handarbeit und mit Kreuzstich ausgeführt. Es wurde von Burschen und jung verheirateten Männern, in letzter Zeit jedoch auch von Schuljungen, zusammen mit dem durch bunte Lederstreifen verzierten schmalen Ledergürtel (“Soachsesch Remen”) und dem bunt bestickten schwarzen Samthalstuch (“Krawat”) auf Hochzeiten und Tanzunterhaltungen getragen.