Die Innenausstattung der Kirche

So wie das Äußere der Kirche ist auch die Kirchenausstattung schlicht und einfach. Die kleine Gemeinde verfügte nicht über die nötigen Geldmittel, um für den Innenraum künstlerisch ausgeführte Einrichtungsgegenstände in Auftrag zu geben. 
So mussten sich die Abtsdorfer mit einem notdürftig gezimmerten Mobiliar begnügen, das keine großen Geldmittel voraussetzte, weil die örtlichen Handwerker es selbst herstellen konnten. So fehlen etwa Schnitzereien an Emporen und Gestühl. Auch die Kassetten, das heißt die vertieften Felder an der Brüstung der Emporen und den Balustraden des Gestühls, werden von keinerlei Ornamenten verziert. 
Dennoch fügt sich die Innenausstattung harmonisch in den kleinen Kirchenraum ein.

Empore und Gestühl

An der Nordwand des Langhauses befindet sich eine auf fünf hölzernen, säulenförmigen Stützen ruhende Empore (“Glater”). Der dadurch zusätzlich geschaffene Raum bot in zwei Reihen insgesamt 42 Plätze und war der konfirmierten männlichen Jugend zugewiesen. Über den gleich gestalteten Holzsäulen mit Basis, Schaft, Halsring und Kapitell befindet sich je eine würfelförmige Deckplatte, auf denen die Empore ruht. Bis etwa zur Schaftmitte weist dieser eine sanfte Schwellung (eine so genannte Entaris) auf, um sich dann nach oben wieder zu verjüngen.
Zwölf gleich gestaltete Kassetten schmücken die Brüstung der Empore, die nach unten auf deren gesamten Länge mit einem Fries abschließt.

Die wesentlich breitere Orgelempore an der westlichen Schmalseite des Langhauses (sie nimmt das ganze westliche Joch ein) wird von acht ebenfalls säulenähnlichen Holzstützen getragen, während ihre Brüstung sieben Kassetten aufweist. Sie verfügt über zwei Bankreihen mit je vier Bänken und war den Adjuvanten und den Lehrern vorbehalten. Auch der Kirchenchor hatte hier seinen Platz.

Die Sitzbänke der Männer unter der Seiten- und Orgelempore sowie an der Südseite des Langhauses und im Chor besitzen auch Rücken- und zum Teil auch Armlehnen, während die Bänke der konfirmierten weiblichen Jugend und der Frauen über keine Lehnen verfügen, weil diese sich in ihrer Tracht nicht anlehnen konnten. Nur für die Pfarrfrau und die Notärsfrau sowie für Lehrerinnen und Lehrersgattinnen war eine Bank mit Rückenlehne und Balustrade vorgesehen.

Emporen und Gestühl, die keinen künstlerischen Wert besitzen, könnten von demselben Kunsttischler hergestellt worden sein. Die Ähnlichkeit der rechteckigen und etwas vertieften Kassettenfelder an Brüstung und Balustrade lässt diesen Schluss zu.
Die Abtsdorfer Kirche verfügt über insgesamt 401 Sitzplätze (zum Vergleich: die Hermannstädter Stadtpfarrkirche bietet insgesamt 1.300 bis 1.400 Menschen Platz. Auf die Platzverteilung wird in einem späteren Abschnitt näher eingegangen.)

Das Taufbecken

Das 1856 im Spätbarockstil hergestellte Taufbecken befindet sich im vorderen Teil des Chorraumes. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend ist es aus Holz gefertigt und hat einen klar gegliederten Aufbau. SIEHE Abb.185
Es besteht aus einem kegelstumpfförmigen Fuß, der sich zu einem kugelähnlichen Nodus ausweitet und in einem schalenförmigen, mit breitem Rand versehenen Becken endet. Zwischen Nodus und Becken befindet sich ein enger, aus zwei parallelen Ringen gebildeter Hals. Der Beckendeckel, dessen breiter Rand dem des Beckens entspricht, ist ebenfalls schalenförmig und gipfelt in einem Knauf, der die Form einer etwas gedrungenen Kugel aufweist und als Griff dient. Seine Formähnlichkeit mit dem vorher genannten Nodus ist nicht zu übersehen. Die Höhe des Taufbeckens beträgt 1,28 m; sein Kesseldurchmesser 0,61 m. Das Becken selbst besteht aus Zinn.

Auffällig ist das aus einer Kombination von distelähnlichen Akanthusblättern und Rollwerk bestehende Reliefornament auf Becken und Deckel, wobei die schneckenförmig eingerollten Enden jeweils unter- oder oberhalb des stark vorspringenden Becken- bzw. Deckelrandes ansetzen. Nodus und Deckelgriff sind nur mit Akanthusblättern geschmückt. Die kunstvoll ausgearbeiteten Verzierungen zeigen eine hohe Vollkommenheit. Leider ist der Name des Künstlers unbekannt.

Neben seinem künstlerischen Wert stellt das Taufbecken auch ein wichtiges Zeitdokument dar. Auf drei gegenüberliegenden, in gleichen Abständen am eigentlichen Becken angebrachten Medaillons sind die Namen von vier Geschwistern, die zwischen 1840 und 1851 im Alter von einem Tag, 10 Monaten, 3 und 7 Jahren verstarben, sowie deren Eltern – mit großer Wahrscheinlichkeit die Stifer des Taufbeckens – verzeichnet. 
Auf den drei Medaillons, die wir übersichtshalber nummerieren, steht folgender Text:


1. Catharina geb. 11. Juli 1840, gest. selben Tag 
Catharina geb. 20. Okt. 1845, gest. 2. März 1849


2. Anna geb. 8. Febr. 1848, gest. 3. Jan. 1856 
Johann geb. 18. Juli 1851, gest. 16. Mai 1852


3. Verehredt von Leonh. Wagner und seiner Gattin Katharina geb. Orendt 1856 
Zur Erinnerung an ihre entschlafenen Kinder.

Die jeweilige Todesursache hat der damalige Ortspfarrer Freiberg wie folgt in die Sterbematrikel eingetragen: vorzeitige Geburt, Röteln, Scharlach und Keuchhusten. 
Beim Pumpbrunnen vor dem Kirchhof befand sich lange Zeit ein verwitterter Sandstein, der als Rinnstein verwendet wurde. Es handelte sich hier um ein Bruchstück vom einstigen Taufbecken der Abtsdorfer Kirche.

Die Kanzel

An der Südseite des Langhauses, und zwar an dem zwischen Langhaus und Chor befindlichen Triumphbogen, ist die Kanzel angebracht. 
Der Kanzelkorb ist aus Holz und wird teils von einem hölzernen, säulenförmigen Fuß, teils von der Wand, auf die er sich stützt, getragen. Er hat eine vierseitige, mit ebenso vielen Kassetten versehene Brüstung, die dem Chor zu in die zur Kanzel führenden Treppenbrüstung übergeht. Zwischen den Kassetten ist je eine vertikale Zierleiste in Form von einem geflochtenen Tau angebracht.

Über der Kanzel hängt ein polygonaler Schalldeckel. 
Der Deckelboden wird von mehreren Zierleisten in sieben dreieckförmige Flächen unterteilt. Wie bei einem Fächer gruppieren sich die Dreiecksflächen um einen gemeinsamen Punkt, der sich nahe am Triumphbogen befindet. Das Baldachindach hat die Form einer durchbrochenen Krone, deren sechs Bügel in eine vierarmige Kreuzblume übergehen. Zwischen den Bügeln, jeder Seitenfläche des Schalldeckels entsprechend, befindet sich je eine Kartusche. Sie besteht aus einer schildartigen, himmelblau gefärbten Fläche und einem mit Rollwerk verzierten Rahmen, der vergoldet ist. Zusätzlich steht auf den sechs Bügeln in Höhe der Kartusche je eine zweiarmige Kreuzblume. SIEHE Abb.186

Hoch über dem Schalldeckel, mit dem linken Flügel das Gewölbe berührend, schwebt ein Engel. 
Er hält in seinen Händchen eine Kartusche mit der Widmung: 
“Zur Erinnerung an unseren lieben Sohn Georg Mathias Mattes geb. 1910, gest. 1929.” 
Auf den sechs Kartuschen über dem Schalldeckel stehen in goldenen Buchstaben auf himmelblauem Grund die Bibelsprüche: (v.l.n.r).:
“Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gott schauen”. 
“Arbeitet, betet.” 
“Lasset die Kindlein zu mir kommen”
“Kommet her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid.”
 
“Sei getreu bis zum Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben”.

Und auf den sechs rechteckigen Seitenflächen des Schalldeckels ist zu lesen (v.l.n.r.): 
Ein feste Burg ist unser Gott” 
“Herr weise mir deinen Weg” 
“Gewidmet zur Ehre Gottes Von den trauernden Eltern Georg und Katharina Mattes geb. Schuller. Jesus Christus gestern und heute, und der selbe auch in Ewigkeit.”

Wie aus obigem Text ersichtlich, wurde der Schalldeckel von Georg und Katharina Mattes (113/25) beim Tod ihres 19-jährigen Sohnes Georg Mathias im Jahre 1929 gestiftet. Nach einem Eintrag des damaligen Ortspfarrers Andreas Wonner in die Abtsdorfer Sterbematrikel vom 13. März 1929 war Georg Mathias drei Tage zuvor an Hirnhautentzündung verstorben.

Der Altar

Der neugotische Altar geht auf das Jahr 1894 zurück. 
Über dem mit einer Rückwand versehenen und aus Holz gefertigten Altartisch erhebt sich ein dreiflächiger Aufsatz. Er wird von zwei turmähnlichen Fialen flankiert und schließt nach oben mit einem steilen Ziergiebel (einem sog. Wimperg) ab. Der Altar ist 5,30 m hoch und 2,40 m breit.
SIEHE Abb.184
Das Mittelstück und die beiden kleineren Seitenteile haben die Form von gotischen Fenstern, an deren Stelle das Altarbild bzw. zwei Bibelsprüche getreten sind. Weintraubenmotive im Halbrelief füllen die beiden Bogenzwickel über dem Bild, während das Giebelfeld der beiden Seitenteile von Blendmaßwerk (von je einem Vierpass über auf Konsolen ruhenden Spitzbögen) geschmückt wird.

Die stark profilierten und steil ansteigenden Kanten des Ziergiebels sind mit je vier Krabben (Kriechblumen) besetzt und von einer zweiarmigen Kreuzblume gekrönt. Das Giebeldreieck selbst wird von einem vorgeblendeten Sechspass gefüllt. 
Auffällig ist ein hinter dem Ziergiebel und den beiden Fialen befindliches Gesims, auf dem sich ein durchgehender Fries befindet. Dieser besteht aus aneinander gereihten Rundbögen, denen je ein Dreieck eingeschrieben ist. Krabben schmücken die beiden Schrägen, eine Kreuzblume krönt deren jeweiligen Scheitel.

Die beiden den Altaraufsatz flankierenden Fialen weisen einen viereckigen Schaft auf, der mit einem Satteldächlein über jeder Seite abgeschlossen ist. Darüber erhebt sich ein mit Krabben besetzter pyramidenförmiger Helm, der von einer Kreuzblume bekrönt wird. 
Bemerkenswert sind auch der eingerahmte Kleeblattbogenfries in der Predella zwischen Altartisch und Aufsatz sowie die leicht gewundenen und mit je einem Blattkapitell versehenen Säulchen, welche unterhalb der jeweiligen Bogenfelder das Altarbild und die beiden Seitenfelder begrenzen.

Das Altarbild stammt von dem 1862 aus Mecklenburg nach Siebenbürgen eingewanderten und in Hermannstadt lebenden Maler Karl Dörschlag. Es stellt den gekreuzigten Christus dar und wurde 1894 gemalt. Den Altar haben zwei Hermannstädter Kunsttischler gefertigt. Ihre Namen und das Jahr der Herstellung sind an der Altarrückwand eingeschnitzt: “Zur Erinnerung an die Aufstellung dieses Altars. Abtsdorf, den 19. März 1894. Johann Bortnes und Julius Mayer aus Hermannstadt.”

Die Bibelsprüche, die die Fenster in beiden Seitenteilen des Altars ersetzen, lauten: 
“Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet.” (Math. 26,41) 
“Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater.” (Math. 10,32). 
Vorher war in der Abtsdorfer Kirche ein Barockaltar von 1712 vorhanden.S

Die Orgel

Die Abtsdorfer Orgel wurde 1898 von dem bekannten Kronstädter Orgelbauer Karl Einschenk durch den Umbau eines älteren Instruments erreicht. Sie ist also nicht die erste Orgel in Abtsdorf. 
Bereits Ende des 16. Jahrhunderts stand in fast jeder sächsischen Kirche ein sogenanntes “Positiv”, das den kleinsten Orgeltyp darstellt und nur über ein Manual verfügt. Auch in der Abtsdorfer Kirche könnte schon frühzeitig ein solches Positiv gestanden haben, auch wenn dieses erst 1783 zum ersten Mal erwähnt wird. Allerdings handelt es sich hier um Aufzeichnungen, die mit Reparaturen am Abtsdorfer Instrument im Zusammenhang stehen.

Im Jahre 1807 ließ sich die Abtsdorfer Kirchengemeinde durch den Orgelbauer Johann Augustin eine neue Orgel bauen. 1862 wurde diese durch Josef Wilhelm Maetz, einem Enkel des aus Holzmengen stammenden und in ganz Siebenbürgen bekannten Orgelbauers Samuel Maetz, “gründlich repariert”. Die Reparatur scheint aber nicht so gründlich gewesen zu sein, wie in den Akten vermerkt wird, denn schon drei Jahre danach, also 1865, zahlte die Gemeinde dem Orgelbauer E. Hradek 180 Gulden für die Reparatur der Orgel. Im Jahre 1898 lieferte dann der oben genannte Orgelbauer Karl Einschenk eine neue Orgel. Sie besteht aus einem Manual und 9 Registern.

“Die Orgel, wegen ihrer Klangfülle “Königin der Instrumente” genannt, ist ein Tastenluftinstrument, dessen Eintonpfeifen ein Anblasemechanismus mit Wind versorgt.”
Eine Orgel verkörpert ein großes Orchester, dessen Flötisten, Streicher und Bläser mit Tasten, Registern und dem Pedal dirigiert werden. 
Die wichtigsten Bestandteile der Orgel sind: Wind-, Pfeifen- und Regierwerk, ferner das Gehäuse mit meist verzierter Vorderseite (Prospekt) sowie der Spieltisch mit Registerknöpfen und Klaviaturen (Tastenreihen). 
Der Wind wird mit Hilfe eines Tretwerks vom Blasebalg erzeugt und über ein System von Kanälen (den Windkanälen) in die Laden geleitet, von denen aus er durch den Druck der Tasten in Pfeifen gelangt, die vom Regierwerk (Manuale und Pedale) gesteuert werden.

Bei der Abtsdorfer Orgel sind der Blasebalg aus Holz und Leder, der Windkanal aus Brettern und die Windladen aus Brettern und Leder gefertigt. Der Blasebalg befindet sich hinter der Orgel in der Südwestecke der Orgelempore. Das Tretwerk wurde während des gesamten Gottesdienstes vom jeweiligen Burghüter (Kirchendiener) getreten. 
Das Pfeifenwerk besteht aus 470 Pfeifen, davon sowohl Metall- als auch Holzpfeifen. Die sichtbaren Pfeifen sind aus Zinn, die übrigen aus einer Zinn-Blei-Legierung und aus Fichtenholz gefertigt.

Die Pfeifenreihen sind ihrem Klangcharakter entsprechend nach Registern geordnet. Die Abtsdorfer Orgel verfügt über 9 Register. Mit ihrer Hilfe kann auf der gleichen Klaviatur in 9 unterschiedlichen Tonhöhen und Klagfarben gespielt werden. Die Tonhöhe wird mit der in Fuß gemessenen Länge der Pfeifen ausgedrückt. Je höher die Fußzahl, umso dunkler und tiefer der Ton.

Die neun Register der Abtsdorfer Orgel setzen sich wie folgt zusammen: Prinzipal 8′ (8′ = 8 Fuß), Viola 8′, Oktav 4′, Superoktav 2′, Mixtur 3-fach, Flöte Travers 8′, Flauto major 8′, Flauto minor 4′, Subbass 16′ (Sperrventil) ohne Pedal.

Der Spieltisch umfasst nur ein Manual ( die Handtastatur der Orgel). Zudem hat die Abtsdorfer Orgel kein Pedal. Große Orgeln besitzen bis zu fünf Manuale, die übereinander angeordnet sind, und ein bis zwei Pedale, die als Bassklaviatur dienen. Die Klaviatur der Abtsdorfer Orgel umfasst 4 1/2 Oktaven (C – f”’).

Eine Zierde der Abtsdorfer Orgel stellt das Prospekt, das heißt die Schauseite der Orgel, dar. Mit vollendeter Harmonie fügt es sich in die Architektur des Gotteshauses.
SIEHE Abb.187 
Das Pfeifenfeld ist dreigeteilt und wird beidseitig von je einer teilweise vorspringenden Säule mit sich nach oben verjüngendem Schaft begrenzt. Dieser ist im oberen Teil mit je einem Schaftring und unter dem Kapitell mit einem Halsring versehen. Über dem auf beiden Säulen wagerecht aufliegenden und in seinem Mittelteil leicht aufgebogenen Architrav befindet sich ein durchgehendes Kämpfergesims, unter dem ein zierliches Plattenfries verläuft. Nach oben schließt das Orgelprospekt mit einem Ziergiebel ab, dessen stark profilierte Schrägen etwa über der Mitte der beiden seitlichen Pfeifenfelder ansetzen und unter ihrem Scheitel das Auge Gottes im Strahlenkranz einschließen.

Vor Ende dieses Abschnitts sind noch einige Bemerkungen zu den im Laufe der Zeit an der Orgel durchgeführten Reparaturen angebracht. 
Ein Jahr vor Ende des Ersten Weltkrieges wurden die zinnenen Prospektpfeifen abmontiert und an die Rüstungsindustrie abgeliefert. Sie sind erst Anfang der 20er Jahre von dem aus Martinsberg stammenden Orgelbauer Andreas Scherer durch neue Pfeifen ersetzt worden. 
Eine erste gründliche Reparatur fällt in das Jahr 1966. Damals hat der Neumarkter Orgelbauer Janosch Mesnyi für 6.000 Lei 30 neue Orgelpfeifen eingebaut und das Instrument gereinigt und gestimmt. 
Der bekannte Hermannstädter Organist Franz Xaver Dressler hat die Abtsdorfer Orgel zweimal in Augenschein genommen. Einmal 1947, als er eine Reihe von Mängeln feststellte, und dann nach der Reparatur von 1966, als er sich über die Abtsdorfer Orgel sehr zufriedenstellend äußerte.
SIEHE Abb.207

Die oben beschriebene Orgel befindet sich derzeit nicht mehr in Abtsdorf. Nachdem in letzter Zeit mehrfach in die Kirche eingebrochen worden war, ist sie Ende Mai 2004 in die Kirche nach Agnetheln versetzt wurden, um sie vor Diebstahl zu schützen. 
Das Organistenamt wurde lange Zeit vom jeweiligen Schulmeister versehen. Allerdings waren in den letzten 100 Jahren die Abtsdorfer Organisten keine Lehrer, sondern musikalisch begabte Landwirte, so Andreas Schlosser (121/17) von 1901 bis 1924, Daniel Kraus (40/102) von 1924 bis 1958 und dessen Sohn Erwin von 1958 bis 1990. Vergütet wurde der Organist von der Kirchengemeinde.

Wie aus dem am 1.1. 1924 zwischen dem Abtsdorfer Presbyterium und dem Organisten Daniel Kraus für die Dauer von 25 Jahren abgeschlossenen Vertrag hervorgeht, erhielt dieser folgenden Jahresgehalt: “
1. Die Nutznießung des Ackers und der Wiese auf dem Blech im Ausmaße von 2 Joch 800 Klaftern,
2. Das sogenannte Freitum, das heißt die Enthebung von jeglicher Straßen-, Gemeinde- und Nachbarschaftsarbeit” .

Sein Sohn Erwin erhielt für das Orgelspiel zwischen 1958 und 1969 einen Monatsgehalt von 100 Lei und ab 1970 einen solchen von 270 Lei. Gleichzeitig wurden ihm die Kirchenbeiträge gutgeschrieben. Zum Schluss sei noch vermerkt, dass der jeweilige Organist auch den Kirchenchor leitete, wie dies beispielsweise bei den zwei letzten Abtsdorfer Organisten Daniel und Erwin Kraus der Fall war.

Die Abendmahlsgeräte

Zu den Abendmahlsgeräten der Abtsdorfer Kirche gehörten drei zylinderförmige, aus Zinn gefertigte Weinkannen sowie zwei Kelche, von denen einer aus vergoldetem Silber, der andere aus mit Silber überzogenem Zinn besteht. SIEHE Abb.183 
Alle diese Gegenstände werden bereits im mehrfach schon genannten Inventarverzeichnis von 1819 erwähnt: “3 zinnerne Kannen, davon die größte zwei Maß ein Viertel, die zweyte ein Maß ein Viertel, und die dritte drei Viertel Maß hält. Zwey Kelche, davon der eine von Silber und vergoldet, der andere von Blech und jeder ein Viertel Maß hält”.

Die größere der drei Weinkannen steht auf einem Aufsatzrand. Sie besitzt einen Deckel, der mit einem kugelförmigen Knauf versehen ist. Auffällig sind der breite und stark geschwungene Henkel sowie die über dem oberen Henkelansatz auf einem Zapfen befindliche Kugel. 
Am Kannenboden befindet sich die Inschrift:“Zu Ehren Gottes und Gebrauch der Evang. Kirche in Appesdorff verehredt Johannes Wenkler Magareier Anno 1752”. Es handelt sich hier offensichtlich um ein Geschenk des aus Magarei stammenden Johannes Wenkler an die Abtsdorfer Kirchengemeinde.

Zwei etwa fünf Zentimeter oberhalb vom Aufsatzrand bzw. unterhalb vom oberen Kannenrand verlaufende Ringe gliedern die Kanne in drei Teile, von denen die beiden schmaleren Felder mit gravierten Blatt- und Blütenornamenten verziert sind. 
Das mittlere, bedeutend größere Feld wird von sechs aneinander gereihten und gleich großen ellipsenähnlichen Flächen besetzt, deren Ränder die Form eines eingravierten gedrehten Taus aufweisen. Auch Deckel und Henkel sind mit Laub- und Blütenornamenten verziert. Die Höhe der Kanne beträgt 34 cm, der Durchmesser 17 cm und das Gewicht 2,5 kg. Die mittlere Weinkanne steht ebenfalls auf einem – wenn auch viel schmaleren – Aufsatzrand. Sie hat eine Höhe von 29 cm, einen Durchmesser von 13 cm und ein Gewicht von 1,5 kg. An ihrem Boden ist die Jahreszahl 1790 eingraviert. Mit graviertem Blattfries sind Aufsatz, oberer Kannenrand und Deckelrand verziert. Blattornamente bedecken auch den mit Knauf versehenen Deckel sowie den stark geschwungenen Henkel.

Die kleine Weinkanne, ebenfalls mit Aufsatzrand, geschwungenem Henkel und Deckel versehen, ist weniger verziert. Lediglich Aufsatzrand und Deckelrand weisen je ein graviertes Blatt- und Blütenfries auf, während das große Feld der Kanne und des Deckels keinerlei Ornamente bedecken. 
Auffällig ist der Knauf dieser Kanne. Er hat die Form einer aus Holz gedrechselten Schachfigur und ist ebenfalls unverziert geblieben. Ihre Höhe beträgt 24 cm, der Durchmesser 11 cm und das Gewicht 0,5 kg. Am Boden ist die Jahreszahl 1696 zu lesen.

Zu den Abendmahlsgeräten der Abtsdorfer Kirche gehörten auch zwei wertvolle Kelche. Der älteste und zugleich wertvollste Kelch stammt aus dem Jahre 1753. Bestehend aus vergoldetem Zinn, hat er eine Höhe von 26 cm, einen Schalendurchmesser von 14 cm und ein Gewicht von 0,535 kg. 
Der Fuß ist mit getriebenen Blüten- und Blattornamenten geschmückt, während der glockenähnliche Fußkegel außer zwei Ringen im unteren und oberen Teil keine Ornamente aufweist. Der zwischen zwei ringförmigen Verbindungszapfen befindliche Nodus ist mit 8 kleinen, halbkugelförmigen Griffknoten (so genannten Rotuli) versehen, die wahrscheinlich durch Guss oder Auswalzen eines Blechstreifens entstanden sind. Darunter ist ein getriebenes Blattornament zu erkennen.

Auffällig sind die ebenfalls halbkugelförmigen, jedoch viel kleineren Rotuli über dem oberen Verbindungszapfen, der ansatzweise einen Kelchschalenträger andeutet. Die eigentliche Kelchschale weist in ihrem oberen Teil als einziges Ornament einen getriebenen, von zwei Parallelen begrenzten Rautenfries auf.

Ein etwas kleinerer, ebenfalls aus Zinn gefertigter, jedoch mit Silber überzogener Kelch trägt an seinem Boden die Jahreszahl 1797. Er ist 22 cm hoch, 12 cm breit und hat ein Gewicht von 0,435 kg.

Das besondere an diesem Kelch ist, dass er weder am Fuß noch an der Schale irgendwelche Ornamente aufweist. Nur die beiden in der Mitte des Fußkegels parallel übereinander angeordneten Scheiben besitzen an ihrem schmalen Außenrand ein leicht geriffeltes Stichornament, das auch auf Nodus und oberen Verbindungszapfen übergreift. Ein weiterer, diesmal “gotischer Kelch mit Renaissancedekor”, den der siebenbürgische Kunsthistoriker Victor Roth auf das 16. Jahrhundert datiert, ist unter den Abtsdorfer Abendmahlsgeräten nicht auffindbar.
Es könnte sich hier jedoch um einen Kelch handeln, der zum Kirchenschatz der Gemeinde Abtsdorf bei Marktschelken gehört.

Zum Abtsdorfer Kirchenschatz hingegen zählte auch ein wertvoller Kerzenständer. Er ist aus Bronze gefertigt, hat eine Höhe von 58 cm, ein Gewicht von 1,850 kg und ist mit folgender Inschrift versehen. “1750. Zur Ehre Gottes verehredt der Kirche in Apesdorff Petrus Mehrbrodt. Pastor Loci” (also Peter Mehrbrodt, Ortspfarrer). 
Wahrscheinlich hat Peter Mehrbrodt, der zwischen 1746 und 1775 Pfarrer in Abtsdorf war, den Kerzenständer der Gemeinde geschenkt.

Schließlich seien an dieser Stelle noch vier wertvolle Fahnen erwähnt, von denen die älteste, und zwar eine Bruderschaftsfahne, auf das Jahr 1745 zurückgeht und vom damaligen Altknecht Andreas Kessler und dem Jungaltknecht Johannes Sturm gestiftet wurde, sowie mehrere Altartücher, Predigtstuhltücher, Pfarrerstuhltücher und Altarteppiche, von denen einige ebenfalls ins 18. Jahrhundert zurückreichen.