Der Ortsname „Abtsdorf“

Ein kleines Dorf im Herzen Siebenbürgens
Quelle: Michael Konnerth (1997): Abtsdorf – ein ehemals deutsches Dorf in Siebenbürgen, Seite 90-91

Was den Ortsnamen betrifft, so lässt sich aus den urkundlich überlieferten Formen „villa Abbatis“ (erstmals 1322), „Apesdorff“) (1495) und „Absdorf“ (1496) das Bestimmungswort der Ortsbezeichnung einwandfrei ableiten.

“Der Abt war es, der das Bestimmungswort für den Ortsnamen gab. Dass Abtsdorf jedoch als einziger Ort unter den Abteidörfern den Abt im Namen führt, könnte als Hinweis gedeutet werden, dass der Abt des Kerzer Klosters nicht nur der Besitzer, sondern auch der Begründer von Abtsdorf war. Wie dem auch sei, die Aussage des Ortsnamens gibt uns wichtige historische und siedlungsgeschichtliche Hinweise.”

Abbadia, Abbatia, Abtei

Aus dem Ortsnamen ist jedoch der falsche Schluss gezogen worden, der Ort sei der Sitz eines Abtes gewesen. Diese falsche etymologische Deutung des Ortsnamens führte soweit, dass Abtsdorf im 17. Jahrhundert als Abbadia, Abbatia, also als Abtei, bezeichnet wurde. Eben an diese falsche Auslegung knüpft auch die Sage, wonach im so genannten Pfaffengraben ein Kloster gestanden sei.

Das Grundwort „-dorf“, das im deutschen Sprachraum sehr häufig als Bestandteil von Ortsnamen vorkommt, bedarf keiner näheren Erklärung. Es wird in lateinischer Sprache mit „villa“ und im Ungarischen mit „-falva“ wiedergegeben.

“Urkundlich kommt der latainische Name „villa Abbatis“ (Dorf des Abtes) bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts vor. Gelegentlich wird auch die Form „villa abarum“ gebraucht. Die älteste Namensform scheint jedoch die mundartliche gewesen zu sein, die bis in die Gründerzeit zurückgehen könnte. Sie hat sich als „Apestref“ im Dialekt bis zum heutigen Tag erhalten. Leider ist der mundartliche Namen „Apestref“ in der Fachliteratur immer wieder falsch geschrieben worden. Sowohl bei Johann Wolf als auch bei Gustav Kisch heißt es fälschlicherweise „Apesterf“. Auch im Ortsnamenbuch von Ernst Wagner wird die falsche Bezeichnung „Apesterf“ verwendet.”

Deutsche und rumänische Namensform

Von dieser ursprünglichen mundartlichen Form wurde neben der ältesten schriftsprachlichen auch die rumänische und die ungarische Namensform abgeleitet.

Die heutige siebenbürgisch-sächsische Form ist früher sogar zugleich auch die schriftdeutsche gewesen. In den Hermannstädter- und Siebenrichterrechnungen aus dem Jahre 1495 wird der Ort „Apesdorff“ genannt. Die Form „Apesdorff“, später auch „Appesdorff“, ist auch in den folgenden Jahren anzutreffen. Daraus bildete sich der Familienname „Appesdorfer“, der 1507 auftritt. 

Die deutsche Namensform ist erstmal für 1496 als „Absdorf“ (es fehlt das „t“ im Bestimmungswort) belegt. Durch richtige Wiedergabe des sinntragenden Wortes „Abt“ und Anpassung an die Normen der deutschen Rechtschreibung ist die heutige schriftsprachliche Namensform „Abtsdorf“ entstanden.

“Die rumänischen Formen „Apotsdorf“, „Apesdorf“, „Apusdorf“ und „Aposdorff“ haben sich aus dem siebenbürgisch-sächsischen „Apestref“ gebildet. Eine alte mundartliche Form ist hier rumänisches Namensgut geworden. Die moderne rumänische Namensform „Apos“ entstand erst nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien, als der rumänische Staat eine Anzahl von Ortsnamenänderungen vornahm mit dem Zweck, diese möglichst rumänisch klingen zu lassen. Die deutsche Herkunft des Ortsnamens sollte damit verwischt werden.”

Verbot des deutschen Ortsnamens

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der kommunistische Staat dann in diesem Zusammenhang noch einen Schritt weiter. Der Gebrauch des deutschen Ortsnamens in Büchern und in den Medien wurde gesetzlich verboten.

Der Abt erscheint als Bestimmungswort auch in der ungarischen Namensform „Szasz- Apatfalva“, was „Sächsisches Dorf des Abtes“ bedeutet. 

Zusammenfassend seien die in alten Urkunden und Akten vorkommenden Schreibweisen des Ortsnamens genannt:

  • villa Abbatis (1322)
  • Apesdorff (1495, 1505)
  • Absdorf (1496)
  • Appesdorff (1503, 1506, 1508, 1509 und 1520)
  • villa Abarum (1506)
  • Appisdorf (1570)
  • Appisdorff (1582)
  • Appestdorff (1698)
  • Abtsdorf (1700)
  • Aposdorff (1733)
  • Apoßdorff (1788)
  • Apatfalva (1854)
  • Szasz-Apatfalva (1913)
  • Aposul (1919)

“Abschließend sei noch vermerkt, dass es in Siebenbürgen noch ein weiteres „Abtsdorf“ gibt, und zwar Abtsdorf bei Mediasch (rum. Tapu, lies Zapu). In der Bundesrepublik Deutschland führen sogar zwei Ortschaften diesen schönen Namen: Abtsdorf (Kreis Wittenberg) in Sachsen-Anhalt und Abtsdorf (Oberfranken) in Bayern.”