Michael Konnerth zum 80. Geburtstag

Angagierter Lehrer, Kulturmanager und Heimatforscher: Michael Konnerth

Am 25. Oktober des Jahres feierte der 1939 in Abtsdorf bei Agnetheln geborene Michael Konnerth seinen 80. Geburtstag. Er hat stets sein Bestes gegeben: als Lehrer und als Initiator von Eltern- und Vortragsabenden in Honigberg, als Kulturbeauftragter und Touristenführer in Bad Rappenau, als Vorsitzender der Abtsdorfer Nachbarschaft, als Verfasser gewichtiger heimatkundlicher Beiträge.
Michael Konnerth besuchte zunächst die Volksschule in Abtsdorf, dann das Brukenthal-Gymnasium in Hermannstadt und schließlich die Universität Jassy (1956-1956), wo er Geschichte studierte. In den Jahren 1961 bis 1983 war er Geschichts- und Geographielehrer in Honigberg. Als Schulleiter der dortigen Schule (1966-1980), organisierte er ab 1968 Eltern- und Vortragsabende mit großer Breitenwirkung, an denen meist 300 bis 400 Personen aller Altersgruppen teilgenommen haben und die von hochrangigen Referenten bestritten wurden.

Deren Beliebtheit, schreibt Konnerth, „hing auch damit zusammen, dass sie eine der seltenen Gelegenheiten darstellten, bei denen man im sächsischen Milieu unter sich sein konnte. Die Veranstaltungen, die gewöhnlich dreimal im Jahr stattfanden, hatten eigentlich eine zweifache Zielsetzung. Zum einen boten sie jedem Schüler die Möglichkeit, sich künstlerisch zu betätigen, sei es in einer Theater-, Tanz-, Klarina-, Melodika- oder Blockflötengruppe, sei es im Schulchor oder Schülerorchester. Zum anderen waren sie eine Pflegestätte für Volkstum, Brauchtum und Muttersprache. Sie stifteten somit Identität und förderten den Zusammenhalt unter der deutschen Bevölkerung.“ Dem gleichen Anliegen dienten Kammwanderungen in den Südkarpaten, Zeltlager am See bei Reci (in den Ostkarpaten) und gemeinsame Busreisen von Schülern und Eltern bis in die entferntesten Winkel Rumäniens. 1978 wurde Konnerth vom Unterrichtsministerium als herausragender Lehrer („profesor evidentiat“) ausgezeichnet. Nach dem Antrag auf Aussiedlung, dem 1983 stattgegeben wurde, musste Konnerth diese wichtigen Tätigkeiten beenden. Heimatforscher Michael KonnerthIn Deutschland arbeitete Konnerth zwei Jahre lang beim Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat auf Schloss Horneck als Geschäftsführer für die siebenbürgisch-sächsischen Heimatortsgemeinschaften. 1986 wechselte er nach Bad Rappenau, wo er seine berufliche Erfüllung als Kulturbeauftragter, später als Orts- und Kurhistoriker der Stadt fand und 22 Jahre lang tätig war. Er erstellte zunächst eine umfassende Bestandsaufnahme und Analyse der kulturellen Angebote in der Stadt, um anschließend Entwicklungsziele zu formulieren und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Dieser „Kulturbericht“ bildete die Grundlage für die Errichtung des städtischen Kulturhauses, eines Sieben-Millionen-DM-Objekts mit Pilotcharakter in Baden-Württemberg, das am 14. April 1989 im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth eingeweiht wurde.

In der Folgezeit engagierte sich Konnerth auf vielfältige Weise: Er richtete das Städtische Museum mit den Schwerpunkten „Salinen- und Bädergeschichte“ ein und bereicherte dessen Angebot um viele Wechselausstellungen, auch mit siebenbürgischen Themen, ordnete die Stadtarchive, initiierte und redigierte den „Bad Rappenauer Heimatboten“ des örtlichen Heimatvereins, übernahm die Schriftleitung der Kurzeitung „Sole“, gestaltete die Projektwochen und das Sommerferienprogramm für die Bad Rappenauer Schüler mit, engagierte sich in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg und der Kreisschulbehörde Heilbronn in der Lehreraus- und -fortbildung und vieles mehr.

Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit bildete die Geschichte von Bad Rappenau, vor allem jene der Salinen und Bäder sowie des nahe gelegenen jüdischen Verbandsfriedhofs, eines der größten und ältesten in Deutschland, dem zeitweise bis zu 25 jüdische Gemeinden angehörten. Konnerth hat fünf Bücher über Bad Rappenau und seine Ortsteile, mehrere Broschüren und Begleithefte zu Ausstellungen, rund 120 Aufsätze und Beiträge mit sehr unterschiedlicher Thematik, vor allem über Burgen und Schlösser, ¬Kirchen und Kapellen im Raum Bad Rappenau geschrieben. 2008 wurde Konnerth die Verdienstmedaille der Großen Kreisstadt Bad Rappenau verliehen.

Gleichzeitig engagierte sich Michael Konnerth unermüdlich für seine Landsleute. 1984 war er Mitbegründer der Abtsdorfer Nachbarschaft und stand ihr bis 2008 vor; im gleichen Jahr initiierte er das Nachrichtenblatt „Abtsdorfer Heimatecho“. Der Jubilar organisierte 13 Abtsdorfer Treffen mit attraktivem und reichhaltigem Begleitprogramm, außerdem Ausstel-lungen über die Honigberger Kir¬chenburg im Kurhaus und im Wasserschloss (anlässlich der baden-würt¬tembergischen Heimattage 2001 in Bad Rappenau), Konzerte der Honigberger Blaskapelle und der Siebenbürger Blaskapelle Böblingen in der Musikmuschel und auf dem Stadtfest sowie die Teilnahme am Trachtenumzug 2001. Für sein Engagement erhielt Konnerth 2008 die Ehrennadel in Gold des HOG-Verbandes für jahrzehntelanges Engagement im Dienste der Abtsdorfer Nachbarschaft.

Mit seinen heimatkundlichen Arbeiten über Abtsdorf und Honigberg hat sich Michael Konnerth in der siebenbürgischen Geschichtsschreibung und Landeskunde etabliert. Er ist einer der gründlichsten und besten Ortsmonographen unserer Gemeinschaft. Seine ebenso liebevolle wie wissenschaftlich hochrangige Darstellung „Abtsdorf – ein ehemals deutsches Dorf in Siebenbürgen“ (1997) wurde 1998 mit dem baden-württembergischen Landespreis für Heimatforschung ausgezeichnet. Das „Ortsfamilienbuch Abtsdorf“ (2008 unter Mitwirkung von Johanna Schuster veröffentlicht) stieß auf großes Interesse. Die Monographie „Honigberg – eine Burzenländer Gemeinde in Siebenbürgen“ (2001) ist mit 1092 Seiten Text sein umfangreichstes Werk. Das danach erstellte zweibändige Ortsfamilienbuch von Honigberg (unter Mitarbeit von Peter Bedner) liegt als druckreifes Manuskript vor. Zurzeit ist der Jubilar Mitarbeiter am Projekt „Genealogie der Siebenbürger Sachsen“, bei dem er für die Gemeinden Abtsdorf bei Agnetheln und Honigberg zuständig ist.

Privat sind ihm seine Gattin, seine Familie, seine drei Enkelkinder, aber auch das Reisen wichtig. Zusammen mit seiner Frau hat er fünf der sieben Kontinente kennengelernt: „Nur für die Antarktis und Australien hat die Zeit noch nicht gereicht. Wer weiß, vielleicht fliegen wir nächstens auch hin“, meint Michael Konnerth optimistisch. Auch dafür sei Michael Konnerth Gesundheit und Schaffenskraft gewünscht.
Konrad Gündisch

Erschienen in der Siebenbürger Zeitung vom 20. November 2019