Erich Schneider Autobiografie

Lebenslauf

11.11.1930

Bin ich als Wunschkind in Abtsdorf/bei Agnetheln/Siebenbürgen zur Welt gekommen. Meine zwei Jahre ältere Schwester Ilse war schon da.

14.12.1930

Wurde ich in der evangelischen Kirche in Abtsdorf getauft.

Mein Vater, Erich Michael Schneider, war Lehrer und Rektor an der evangelischen Volksschule meines Heimatortes. Meine Mutter, Regine Schneider geb. Groß, hatte die Handels- und Kochschule besucht, war eine wunderbare Mutter und Hausfrau. Da mein Vater nicht nur Lehrer, sondern auch Offizier in Reserve war, wurden wir besonders streng erzogen.
Von Großvater Johann Schneider, evangelischer Pfarrer, lernten wir ganz früh das Beten.

Mit 8 Jahren nahmen mich die Eltern mit auf’s Feld. So lernte ich neben den Hausarbeiten auch die Feldarbeit kennen. Das tat mir in den späteren Jahren, als ich mein Geld selber verdienen mußte, sehr gut.

1934 – 1938

Besuchte ich den deutschen evangelischen Kindergarten.

1938 – 1939

Einschulung. Besuch der deutschen Volksschule 5 Klassen. Auf Wunsch meiner Eltern sollte ich Diplomlandwirt werden, denn meine Familie besaß neben dem schönen Beruf meines Vaters, viel Grundvermögen mit Weinbergen und Obstanlagen.

1943-1944

Besuch des Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasiums in Mediasch. Der Vater war an der Front.

15.04.1945

Wurde mein Vater der Familie entrissen und nach Rußland verschleppt.

06.03.1945

Wurde meiner Familie durch die Agrarreform der ganze Grundbesitz enteignet.

1945 – 1946

Besuch der deutschen Volksschule, 7. Klasse in Abtsdorf mit Abschluß für eine Lehre.

22.04.1946

Konfirmation

1946

Im Juni trat ich eine Lehre als Bauschlosser an in Hermannstadt. Diese kostete mich schließlich mehr als ein Gymnasium.

1946 – 1948

Ab Herbst besuchte ich von Neuem das deutsche evangelische Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasium in Mediasch mit Abschluß der 4. Klasse.
In den Schulferien verdiente ich schon in diesem Alter als Tagelöhner mein Studiengeld und arbeitete auch die Schulden ab, die meine kranke Mutter im Laufe des betreffenden Schuljahres machen mußte.

1948 – 1952

Besuch an der deutschen Lehrerbildungsanstalt in Schäßburg. In meiner Freizeit arbeitete ich in einem Holzlager und machte Sport. Als Ragbyspieler in der A-Liga, verdiente ich ein Gratis-Mittagessen in der Kantine meines Sportvereins “Locomotiva” in Schäßburg.
Kurz vor Beginn meines letzten Studienjahres kam mein Vater, am 2. August 1951, in einem erbärmlichen Zustand aus Rußland heim.
Seit Kriegsbeginn hatte er uns 11 Jahre gefehlt.

01.09.1952 – 31.08.1954

Nach erfolgreichem Statsexamen, Lehrer Kulturheimdirektor, Abgeordnete im Gemeinderat und Vize-Bürgermeister in Neithausen, Kreis Agnetheln.

01.09.1954 – 26.12.1956

Militärdienst. Aufbausoldat auf einer Baustelle in Kronstadt. Als Deutscher, dazu noch bürgerlicher Abstammung, bekam ich keine Waffe in die Hand. Mit Schaufel, Kreuzhacke und Schubkarren half ich fast 3 Jahre den Sozialismus aufbauen. Abends, nach dem Arbeitsprogramm, mußte ich als Lehrer noch den Analphabeten unserer Einheit das Lesen und Schreiben beibringen.
Noch schlimmer kam es für mich im 3. Jahr, als ich die Brigade der 32 Sträflinge kommandieren mußte. Da war ich keine Minute außer Lebensgefahr.

01.12.1956 – 22.09.1958

Fachlehrer für Naturkunde, Kulturheimdirektor und schließlich Rektor an der Grundschule in Schönberg, Kreis Agnetheln.

23.09.1958 – 31.09.1959

Rektor, Fachlehrer für Naturkunde und Kulturheimdirektor in Martinsdorf, Kreis Agnetheln. Dieser plötzliche Wechsel entstand auf Anordnung der Kommunistischen Partei, um meinen Vorgänger übernacht seines Amtes zu entheben.

18.07.1959

Dieser Wechsel störte mich und ich heiratete ohne Genehmigung der Schulbehörden, in den großen Schulferien, weit weg, meine Kollegin und Verlobte Ilse Marianne Gogesch in Schönau, Kreis Karlsburg.

01.09.1959-31.12.1987

Lehrer an der deutschen Grundschule in Schönau, Kreis Karlsburg. Auch hier erwarteten mich genau dieselben Aufgaben mit Rektorwechsel. Ich wehrte mich entschlossen. Als leidenschaftlicher Lehrer, wollte ich mich endlich ausschließlich mit der Ausbildung der Schüler, und nicht mit den Stärken und Schwächen meines Lehrerteams beschäftigen.

31.03.1959

Kauften wir das schöne Predigerhaus mit dem großen Garten, in dem wir als Familie 29 glückliche Jahre verbrachten.

11.09.1960

Wurde unser Sohn Gerhardt geboren.

27.08.1963

Verlor meine Frau unter schweren psychischen Leiden ihr Traumtöchterchen. Dagi/Dagmar sollte es heißen.

24.06.1965

Geburt unseres 2. Sohnes Erich-Hans.

Mit zunehmendem Alter kamen auch die Krankheiten: 8 Mal Lungenentzündung, 1977 Nervenzusammenbruch, 1983 Herzinfarkt und 1988 eine äußerst schwierige Operation an der Leber. Außer der Gallenblase mit 218 Steinen, mußte noch ein Gewächs von der Leber entfernt werden. Laut Ärzten, waren meine Überlebenschancen gering. Aber Gott hat mir im Leben immer wieder geholfen.

01.01.1988-02.03.1989

Arbeitslos. Auflösung meines Arbeitsvertrages von Seiten des Unterrichtsministeriums wegen Antrag der Familie auf Aussiedlung in die B.R.D.

02.03.1989

Ausreise aus Siebenbürgen, Rumänien.

03.03.1989

Ankunft und Registrierung in Nürnberg.

10.03.1989

Ankunft in Ingolstadt, wo wir den Rest unseres Lebens verbringen wollten. Wegen unseres Alters, konnte meine Frau und ich als Lehrer nicht mehr vermittelt werden. Die beiden Söhne fanden ab sofort Arbeit, heirateten und gingen aus dem Haus.

Ab 1992 waren wir beide Rentner. Die größte Freude hatten wir an unseren 3 Enkelkindern.

02.07.1996

Wurde meine Frau an einem schon sehr fortgeschrittenen Brustkarzinom operiert. Die behandelenden Ärzte empfahlen uns noch einige schöne Jahre zu machen. Die waren aber für die ganze Familie harte Jahre. Ich war rund um die Uhr für sie da.

04.12.2002

Schlief sie nach schwerem Leiden ruhig in meinen Armen/Klinikum Ingolstadt/ ein. Sie fehlt uns allen sehr. Seit ihremTod fühle ich mich sehr einsam. Meine Kinder, Enkel und niemand kann sie ersetzen. Ich selber möchte auch im Kreise meiner Lieben sterben.

An meinen Konfirmationsspruch: “Befiehl dem Herren deine Wege, und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen.” Habe ich mich in meinem Leben stets gehalten.

Ingolstadt, 20.01.2004