Michael Konnerths Ortsfamilienbuch Abtsdorf ist nicht nur für Genealogen eine Fundgrube
Pünktlich zum 13. Abtsdorfer Treffen in Bad Rappenau am 28. Juni 2008 veröffentlichte Michael Konnerth den 2. Band des Abtsdorfer Heimatbuchs, das ” Ortsfamilienbuch Abtsdorf 1671-2007 unter Mitarbeit von Johanna Schuster “. Der Verfasser hat schon durch zahlreiche Veröffentlichungen, zu Siebenbürgen und Bad Rappenau, unsere Anerkennung verdient. Auch mit diesem Band ist es dem Historiker gelungen, Maßstäbe zu setzen, da wenige über solch fundiertes Wissen verfügen und den Umgang mit den Quellen so zu meistern verstehen. Über sechzig Jahre Schicksalsverbundenheit mit der erfassten Personengruppe in geschichtsträchtiger Zeit, bilden den Hintergrund dieser Arbeit.
Heimatbücher haben wir viele, Ortsfamilienbücher erst ganz wenige. Meines Wissens ist dieses das dritte nach ” Donnersmarkt in Siebenbürgen, Familienbuch mit Ahnentafel ” herausgegeben von Adolf Schmidt (im Jahre 2001 in der Schriftenreihe der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung als Band 48 erschienen). Ein zarter Anfang. Kurz vor seinem Tode gab Georg Hermann Gehann 2003 das beachtliche ” Familienbuch Großlasseln 1694-1990 ” heraus, in dem er sehr sorgfältig alle erfassbaren Daten zusammentrug. Aber, wer wird schon ein Ortsfamilienbuch erwerben, außer er forscht nach den eigenen, von dort stammenden Ahnen. Anders dieses Buch, das all denen empfohlen wird, die selber an Ortsfamilienbüchern arbeiten, und das sind nicht ganz wenige. Auch werden ihrer immer mehr. Es sei ihnen empfohlen, weil uns Michael Konnerth, berufener Lehrer, tief in seine Arbeitsweise einsehen lässt und Anfängern wie Fortgeschrittenen Erkenntnisse vermittelt, die man mitunter noch nachschlagen sollte.
Schon die ersten drei Seiten der Einleitung gehören dazu, wo Quellen und Fundorte genannt werden, aber auch der Umfang der Arbeit abgesteckt wird, z. B. der Begriff ” Abtsdorfer “. In den folgenden 55 Seiten fasst Konnerth die Geschichte Abtsdorfs kurz, gezielt mit Blick auf die Bevölkerungsbewegungen zusammen und beschreibt eindrücklich seine Quellen. Gelungenes Bildmaterial dient gefälliger Darstellung. Die Abtsdorfer Hausnummern-Konkordanz in sechs Spalten (1788, 1850, 1890, 1927, 1948 und 1955) mit den sieben Hofgrundstücksplänen des Ortes (1788, 1850, 1890, 1927, 1945 mit den alten, aber auch den Hausnummern von 1948, zuletzt 1966) ist wieder ein Meisterstück. Die Besitzer der Höfe sind aus den Plänen abzulesen, was auch der Grund dafür war, dass die beiden Jahreszahl-Reihen (Konkordanz und Pläne) nicht übereinstimmen, nicht übereinstimmen können. Der Historiker dokumentiert sachlich jene Zeit für den elterlichen Hof. So überbrückt er die Jahre 1945-1966, als die Besitzverhältnisse geklärt und neu geordnet sind. Alle Unterlagen zu finden, um die Pläne erstellen zu können, ist seltener Glücksfall.
Diesem einführenden Teil (12-82) folgen, zwei eigenständige Bücher in einem Band zusammengebunden:
- “Die sächsischen Bewohner der Gemeinde Abtsdorf und ihre Nachkommen – nach Hausnummern geordnet”, sozusagen eine Geschichte der Höfe, mit vielen wertvollen Hinweisen und allen notwendigen Querverweisen. Zwei Seiten Einleitung seien zum Studium empfohlen (Teil I. S.83-306).
- “Die sächsischen Bewohner der Gemeinde Abtsdorf und ihre Nachkommen – nach Familiennamen geordnet” ein mit dem Programm GEN_Plus erstelltes Ortsfamilienbuch, dem ebenfalls zwei Seiten Einführung vorangestellt werden (Teil II. S.307-567).
Haben wir bisher von drei Teilen des Buches gesprochen, dann schließt nun ein vierter Teil an (S.568-724), den ich mit ” Motivierung zur eigenen Hof- und Familiengeschichte ” überschreiben würde. Dieser Teil gliedert sich, pädagogisch klug empfunden – man merkt dass der Autor zweiundzwanzig Jahre im Lehramt, an führender Stelle stand – in mehrere Abschnitte:
- Zwanzig Seiten ” Historische Familienbilder ” mit wertvollen Hinweisen.
- Eine kurze Besinnung über ” die sächsischen Wohngebäude in Abtsdorf “, vom Fachmann für den Laien geschrieben.
- Es folgen 54 farbige Bildseiten mit den Wohngebäuden Abtsdorfs, eine würdige Dokumentation einer Gemeinde, deren Bewohnerzahl stark geschrumpft, vielleicht weiter schrumpfen wird und deren meiste Häuser wohl dem Verfall preisgegeben sind.
- In der Zusammenfassung seiner Erkenntnisse, erweist er sich noch einmal als Meister kurze Sachverhalte wesentlich darzustellen. Auch dieses Kapitel kann – nicht nur Genealogen – zu mehrmaligem Lesen empfohlen werden.
Zwischengeschaltet folgen die Indexe: Verzeichnis der Familiennamen, Verzeichnis der Ortsnamen (die Fundgrube der Genealogen! Leider beide allein zu “Teil II”), Quellen und Literatur, Abbildungsverzeichnis. Die auf Seite 419 eingeschobene Person 0780a bewirkt, dass in den Namensverzeichnissen allen folgenden Familiennummern um 1 zu erhöhen sind.
Auf den Seiten 684-724 wird der vierte Teil stimmig abgeschlossen. Michael Konnerth schrieb sein Buch für seine Abtsdorfer, als Morgengabe zu ihrem 13. Treffen. Er will damit einen Anfang setzen, zu weiteren Niederschriften der Begebenheiten dieses Ortes, in dem jedes Haus, jede Familie ihre besondere Geschichte hat, die Wert ist, aufgezeichnet zu werden. Dazu dienen sieben leere Seiten überschrieben: ” Die Geschichte meines/unseres Hofes (Hof Nr. ___)”. Doch ist Konnerth nicht allein Historiker sondern auch Genealoge, daher folgen weitere vier vorgedruckte Seiten für die genealogische Ahnenliste bis einschließlich der Ururgroßeltern, sowie für ” Meine Ahnentafel ” und noch einmal ” Raum für Ergänzungen und Berichtigungen:”. Unter der großen Überschrift ” Haus- und Hofgeschichten” wird als Vorbild “Die Geschichte des Hofes Nr.80/58” dargestellt – die Geschichte seines Elternhofes. Der aufmerksame Leser kann hier lernen Matrikeln zu lesen, in denen mehr steht als Namen und Zeitangaben.
Man hat keine Mühe sondern Freude die Textteile des Buches zu lesen. Besonders seine Familiengeschichte von 1939-1987 liest sich in einem Zug. Auch hier, kein Wort zu viel und keines zu wenig.
Dem ortsunkundigen Leser hilft es zu wissen, dass von den Hausnummern in Teil I die erste dem Plan des Jahres 1927 (S.79) entspricht, während die zweite den Besitzstand 1966 (S.82) wiedergibt (vgl. dazu die Hausnummernkonkordanz 1955). Im Übrigen beachte man die Legende der Ortspläne.
An dem Abtsdorfer Treffen konnte Michael Konnerth nicht teilnehmen. Sein Arzt verordnete dem rastlos Tätigen für die nächsten Monate strengste Ruhe. Wir wünschen ihm gute Erholung und wissen, dass es dem 68-Jährigen nicht langweilig wird. Sein nächstes Projekt hat er bereits im Blick: die Arbeiten am Ortsfamilienbuch Honigberg, die er im vergangenen Jahr unterbrochen hat, wieder aufzunehmen und in den nächsten zwei Jahren zu vollenden.
Der Artikel ist in der Siebenbürgischen Zeitung vom 30. September 2008 erschienen.
Christian Weiss, Leiter der Sektion “Genealogie” im Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde .
Michael Konnerth unter Mitarbeit von Johanna Schuster: Abtsdorfer Ortsfamilienbuch. Gundelsheim 2008, 724 Seiten, 196 Abbildungen, Format 19,5×26,3 cm, Fadenheftung, runder Rücken. Selbstkostenpreis: 75 Euro (zuzüglich 7 Euro Versandspesen). Bestellungen bei Johanna Schuster, Dr. Eisenreiterweg 1, 84359 Simbach, Telefon: (08571) 3474.